Ganz kurzfristig bin ich vor ein paar Tagen über einen Bienenworkshop auf dem FreiHof von SONNENTOR gestolpert und habe mich spontan dafür angemeldet. Wie aufregend!
Bei uns sind ja vor nunmehr drei Wochen Bienen eingezogen und weil das wieder mal einer meiner berühmten Sprünge ins kalte Wasser war, habe ich mir von dem Bienenwochenende einiges versprochen. Den zweitägigen Kurs haben Roland Berger und Wolfgang Schmidt von APIS Z aus Klosterneuburg geleitet. Die beiden langjährigen Imker arbeiten nach den Demeter Richtlinien und sind eng mit dem Verein Mellifera e.V. verbandelt. Also allesamt Botschafter für wesensgemäße Bienenhaltung, welche sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks orientiert.
Folglich lag der Schwerpunkt des Seminars weniger auf den handwerklichen Tätigkeiten der Imkerei als auf dem Verständnis für das Wesen der Bienen oder besser gesagt … des Biens, denn man kann das Bienenvolk durchaus als einen Organismus betrachtet.
Dementsprechend haben wir viel über die Grundsätze der wesensgemäßen Bienenhaltung gelernt. Zum Beispiel, daß das Brutnest heilig ist, der Schwarm zum Bienenvolk gehört (die dahinterliegende Systematik beschäftigt mich nachhaltig!) und die Waben Teil des Biens sind, vergleichbar mit dem Knochengerüst des Menschen. Ich war daher auch gleich hundertprozentig davon überzeugt, die Bienen ihre eigenen Waben (Naturwaben) bauen zu lassen.
(Lustigerweise lese ich gerade das Bienenbuch von Sarah Wiener und da liest man schon auch heraus, aus welcher Schule sie kommt. Sie hat bei Norbert Poeplau in der Fischermühle das Imkern (kennen) gelernt. Das mit den Knochen schreibt sie auch genau so.)
Wir haben einiges über das Bienenjahr erfahren, daß bei Roland laut meinen Notizen allerdings im April endet; an der Stelle musste er sich der Faszination für die Entstehung der Bienenkönigin hingegeben. Zurecht irgendwie.
Auch über die gemeinsame Geschichte der Bienen und Menschen war viel aus den Erzählungen der Referenten herauszuhören. Von den alten Ägyptern über die Zeidler, die im Mittelalter in Baumstämmen geimkert haben bis hin zu den Forschern und Philosophen der Bienengeschichte.
Karl von Frisch zum Beispiel, der feststellte: „Das Bienenleben ist wie ein Zauberbrunnen. Je mehr wir daraus ziehen, desto mehr füllt er sich.“ Damit hat er natürlich nicht das Entnehmen von Honig gemeint, sondern den geistigen Reichtum, den wir aus der Beschäftigung mit den Bienen ziehen können.
Oder Rudolf Steiner, der in seinen Vorträgen für die Arbeiter des Goetheanums auch die Bienen thematisiert hat. (Ein Buch hab ich sogar hier liegen … Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen.) Er spricht von einem goldenen Fliess, daß sich im Frühjahr bildlich über die ganze Landschaft zieht, würde man die Bahnen der Bienen visualisieren. Das fasziniert mich sehr. Sowohl die Symbolik als auch dieses Feinstoffliche, das sich offensichtlich abspielt in diesem geheimnisvollen Wesen Bien und darüber hinaus.
Gleichermaßen beschäftigen mich viele philosophische Fragen rund um die Bienen. Vor allem auch: Was können wir von den Bienen lernen? In vielem sind die Bienen und die Menschen sich ja ähnlich. In anderen Dingen wieder weniger. Ich kann gerade stundenlang vor unserem Bienenstock sitzen und zuschauen und nachdenken über Themen wie Gemeinschaft, generationenübergreifendes Handeln, Schwarmwissen (wie können immer alle im Bienenstock wissen, was gerade zu tun ist, was jeder Einzelne zu tun hat?), Resistenzen, Resilienz und und und.
Das war ja klar. Hinterher sind natürlich noch mehr Fragen offen als davor. Biologische. Philosophische. Technische.
So bin ich heim gekommen, voller Eindrücke, Ideen und Vorsätze. Und vor allem voller Neugierde.
In der darauffolgenden Woche habe ich, gemeinsam mit unserem jüngsten Sohn, nach unseren Bienen geschaut, also in die Beute hinein. Honig, Pollen, Brut und wunderbarstes frisches Wachs … alles da! Die Mädels waren so fleißig. Und sie sind so ein sehr liebes, friedliches Volk!
Aber ich habe auch kapiert, daß weniger oft mehr ist bei der Imkerei. Also sitze ich weiterhin größtenteils vor/neben dem Bienenstock. Und schaue den Bienen zu. Und denke nach.
[Für Euch habe allerdings noch eine Überraschung mitgebracht von SONNENTOR. Bald mehr dazu!]
Eure
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2 Kommentare
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