Juhu!!!
Hier sind sie, die (Oster) Eier aus unseren Färbeexperimenten.
Ich bin so verliebt.
In Zweierreihen stellen sich an…
Im Karton links oben:
• Avocado 01
• Avocado 02
• Grüner Tee
• Zwiebelschalen
• Kurkuma
Im Karton unten:
• Kümmel
Im Karton rechts:
• Blaukraut
• Holundersaft (kalt)
• Holundersaft (warm)
• Schwarze Bohnen
• Heidelbeeren (warm)
Bei ALLEN Färbungen (außer Holundersaft kalt und Heidelbeere kalt) sind wir wie folgt vorgegangen:
Vorbereitetes Färbebad * aufkochen. Eier vorsichtig mit einem Löffel einlegen. 6 Minuten kochen. Herdplatte abschalten. Eier im Sud liegen lassen, bis sie den gewünschten Farbton erreicht haben. (Besonders beim Blaukraut ist das wichtig! Da tut sich nämlich erst mal gar nix!) Dann mit eiskaltem Wasser abschrecken.
Ja, es ist genauso einfach, wie es sich liest!
Allzu kompliziert sollte so ein Projekt aber auch nicht sein, oder? Es ist gerade toll, daß man die Farben so nebenher köcheln lassen kann und dann und wann ein paar Eier einlegen kann. Oder auch Wolle, Stoffe… Dazu später mehr.
Nun, das hat auch ganz wunderbar funktioniert, wie Ihr oben sehen könnt. Nur bei dem Holundersaft hat es mich gefuchst und ich habe es noch mal mit einer KALTFÄRBUNG probiert. Und das geht so.
Eier zuerst kochen und abschrecken/abkühlen lassen. Ins Färbebad legen und dort liegen lassen, bis sie den gewünschten Farbton erreicht haben.
…
* Was ist ein Färbebad?
Das ist der Sud, in dem die Eier (wahlweise Textilien) gekocht werden.
Grob gesagt, stelle ich alle Färbebäder auch für die Textilien, die hier zum Einsatz kommen (ausser die kalten) her, indem ich das Färbematerial (Gemüse | Gewürze | Beeren | Rinden | Schalen und Kerne) aufkoche, eine Stunde leicht köcheln und eine weitere Stunde ziehen lasse. Kerne kann man im Laufe der Kochzeit noch halbieren oder vierteln.
Dann das Material abseihen, je nachdem durch ein Sieb oder ein Tuch.
…
Über die Avocado Färbung hab ich vergangene Woche schon ein bisschen was erzählt.
Damit hat ja diesmal alles angefangen!
Einige haben es schon ausprobiert und die Ergebnisse sind zauberhaft.
Wichtig bei der Avocado ist, daß man dem Sud ein bisschen Zeit zum Entwickeln (in diesem Fall Oxidieren) gibt. Mit der Zeit wird der Sud sogar intensiver und was zuerst lachsfarben kommt, geht nach und nach mehr ins Zuckerlrosa über.
Zur Avocadofärbung und Färben von Textilien bereite ich für nächste Woche einen eigenen Artikel vor. Das Thema ist so umfangreich!
Eines möchte ich aber gleich noch erwähnen, da ich befürchte, daß das grosse Avocado-Essen und Färben ausbricht.
Die Umweltbilanz von Avocados ist eher bescheiden. Sie brauchen irrsinnig viel Wasser zum Wachsen. Dabei wird, wie auch auf anderen Gebieten, leider auch viel Schindluder getrieben. Zum Beispiel gibt es in Chile einen Landstrich, der schon völlig ausgetrocknet ist, weil lediglich die Avocadofelder von Großunternehmern bewässert werden, benachbarte Bauern können ihre Gärten gar nicht mehr giessen, Wasser fehlt.
Die gute Nachricht ist, für diese Färbung braucht man nicht viel Material, es ist wahnsinnig ergiebig. Als letztes haben mir die Schalen und Kerne von vier Avocados gereicht für zig Eier und fast ein Kilo Textilien.
Ausserdem kaufe ich die Avocados in BIO und FAIR Qualität in der Hoffnung, daß niemand unter unserem (massvollen) Konsum leiden muss.
Farblich eine schöne Alternative zur Avocado-Färbung ist übrigens Grüner Tee und Schlehenfrüchte.
…
Und nun habe ich noch ein paar Tipps und Antworten auf FAQs für Euch, die im Laufe der letzten Tage auf Instagram und Facebook aufgetaucht sind.
Hast Du weiße Eier verwendet oder braune?
Wir haben fast keine weißen Eier verwendet! (Obwohl ich jetzt anhand der Bilder gar nicht mehr sagen könnte, welche vorher wie ausgesehen haben …) Es ist nicht nötig. Die Färbung mit Zwiebel, Tee oder die dunkle Avocado Färbung funktioniert sogar mit dunklen braunen Eiern. Ansonsten suche ich helle braune Eier aus.
In unserem Biomarkt gibt es aktuell keine weißen Eier. Dort wird in letzter Zeit auf so genannte Schwester-/Brudereier gesetzt. Die kommen aus Betrieben, in denen die männlichen Küken nicht „entsorgt“ werden. Das möchte ich unterstützen.
Wie kriegst Du den Stempel vom Ei?
Nachdem ich mich lange abgeplagt habe, und auch eine tolle Methode dafür habe, bin ich erst draufgekommen, dass man die Stempel für die gekochten Eier eigentlich gar nicht abschrubbeln muss, weil sie beim Färben meistens von alleine runter gehen.
Warum werden mit (Blau) Kraut gefärbte Eier manchmal blau und manchmal rötlich lila?
Nicht umsonst heißt Blaukraut mancherorts Rotkohl! Entsprechend dem ph-Wert des Wassers färbt sich der Färbesud und somit das Färbegut eher bläulich oder rötlich. Das kann man ein bisschen beeinflussen, indem man Natron (wird grünblau bis graublau) oder Essig (wird magenta) hinzufügt.
Und wo nimmst du jetzt die Beeren [Schlehen] her? Oder kann man mit dem Holz färben?
Mit Schlehenholz kann man tatsächlich färben, das wird aber eher gelb-orange-rot, so ähnlich wie bei Zwiebelschalen. Ich hatte noch eingefrorene Schlehen und Brombeeren, weil wir daraus im Laufe des Winters oft noch Marmelade oder Saft mache.
Das halte ich eigentlich für alle Beerenfärbungen am Sinnvollsten. Ich persönlich finde, es macht wenig Sinn, im März eine Schale Heidelbeeren aus Südamerika zu kaufen, um ein paar Ostereier zu färben.
Für die Holunderfärbung haben wir zwecks dem Testen Direktsaft/Muttersaft aus dem Reformhaus verwendet. Ich werde aber nächstes Jahr daran denken, ein paar Beeren einzufrieren. Das habe ich bisher nicht gemacht, da ich den Geschmack von roten Holunderbeeren nicht so gerne mag im Gegensatz zu den Holunderblüten.
Was tut man mir den Resten? Ich würde ja gerne unterschiedlichste Farben versuchen, aber dadurch entstehen ja recht hohe Kosten und „Abfall“ oder?
Lieblingsfrage! Ich halte es für ungebührlich und wenig nachhaltig, wegen drei Eiern andere Lebensmittel zu „verschwenden“. Das bedenke ich immer vor dem Färben. Zum Glück sind es ja oft schon die „Reste“, die man verwendet. Gebrauchte Teebeutel/Sud, Zwiebelschalen, Avocadoschalen. Dinge, die ich auskoche (Spinat, Rote Beete, Kraut, Bohnen) kommen später bei uns auf den Tisch. Ihr könnt Euch ungefähr vorstellen, wie unser Speiseplan letzte Woche ausgesehen hat…
Das ist auch mit ein Grund, warum ich immer einen ganzen Schwung Eier färbe (lieber weniger Farben und mehr Eier von einer Farbe) und außerdem noch Textilien hinterherfärbe.
Wie viel „Material“ verkochst Du für den jeweiligen Färbesud?
Puh. Also, ich setze 2 bis 3 Liter Wasser auf und dann kommen in etwa hinein eine der folgenden Zutaten:
• 4 Avocadoschalen plus Kerne
• 5 – 10 EL Tee oder entsprechend viele Teebeutel
• 50 – 100 g Zwiebelschalen
• 40 g Kurkuma
• 60 g Kümmel
• 1 Krautkopf (heißt das so?)
• 500 g Schwarze Bohnen
• 1 l Holundersaft
(Kochzeit siehe weiter oben.)
Aber ich sag’s Euch ganz ehrlich. Ich glaube, da bleibt einem das Experimentieren nicht erspart, weil das Material, Sorte, Wasser, Temperatur Einfluss auf Farbton und Intensität haben. Eigentlich ist das ja grad das Lustige dran!
Mich würde interessieren, wie die unterschiedlichen hell/dunkel Töne entstehen. Sind die hellen Eier vorher weiß gewesen und die dunklen braun, oder waren sie unterschiedlich lange im Farbwassee?
Beides. Hauptausschlaggebend ist meiner Erfahrung nach die Einwirkzeit.
Verwendet Ihr noch andere Beigaben zum Färben?
Im Großen und Ganzen nicht. Manche Farben lassen sich mit Natron oder Essig nuancieren (siehe oben beim Blaukraut).
Ich habe auch schon gelesen, dass man die Eier mit hellem Essig abreiben kann, damit die Farbe besser hält. Die Farben werden dann auch knalliger. Aber das ist ja nicht so mein Ding, wie Ihr wisst. Is aber sicher auch schön.
Sind die Eier nicht zu schade zum Essen?
Natürlich! Aber hey, am Ende ist das doch der Sinn der Sache. Um tolle Eier zum Essen zu bekommen, sollte man sie nicht zu lange kochen und hinterher mit Eiswasser abschrecken und im Kühlschrank lagern. Dann kann man sie später total gut abschälen. (Kennt Ihr das, wenn die Schale nicht von der Haut und/oder dem Eiweiß geht?!)
Bleiben die Eier geschmacksneutral?
Ich finde schon.
Wie hast du die Wolle damit gefärbt?
Dazu gibt es nächste Woche ein paar Einblicke.
Die einzelnen Mengen sowohl des Färbemittels als auch der zu färbenden Sachen wären interessant, damit nicht zu viel Abfall entsteht, weil herumprobiert werden muss.
Ein paar Richtwerte zum Färbematerial findet Ihr weiter oben. Das mit den zu färbenden Sachen ist so eine Sache. Im Grunde genommen geht es immer darum, dass das Färbematerial gut bedeckt ist. Daher kann man nicht allzu viel auf einmal reingeben. Je nach Farbintensität und Stärke der Pigmente kann man in manchen Farbbädern aber viele Male hintereinander färben!
…
Und hier sind noch ein paar Bilder von unseren Werken.
Wie Ihr seht, habe ich auch in den meisten Fällen noch Textilien, Baumwolle, Seide, Naturwolle gefärbt. Zum Einen aus Neugierde, zum Anderen weil ich hinsichtlich der Nachhaltigkeit so viel wie möglich von dem Material nutzen möchte.
Hierüber schreibe ich in den nächsten Tagen noch ein bisschen was zusammen!
Soviel kann ich verraten, falls Ihr es noch nicht gesehen habt; Ich habe dazu die weiße NATURKINDER Wolle verwendet. Ich möchte jetzt nicht allzu werblich klingen, aber die ist wirklich perfekt für solche Färbeexperimente! Schön griffig, nimmt die Farben super an, filzt nicht…
Falls Ihr Lust auf’s Experimentieren bekommen habt; im Lädchen gibt es auch ein paar Bücher zum Thema Färben. (Die beziehen sich natürlich nicht auf die Ostereier Färberei, aber man kann doch einiges daraus mitnehmen, vor allem ganz viel Inspiration!) Aber wie gesagt, in ein paar Tagen auch hier noch mehr dazu.
14 Kommentare
Das sind wundervolle Ergebnisse und ich weiß jetzt, was ich nächste Woche mache 🙂 vielen Dank für die Anleitung!
LG Petra
Vielen Dank, Petra! Ich wünsch Dir/Euch VIEL FREUDE dabei!!!
Liebe Caro,
Vielen Dank für deine tollen Einblicke! Die Farbe der Avocado gefällt mir sehr, das helle ist genau meine Farbe. Ich werde das sicher mal mit Stoff probieren, wenn ich die nächste Avocado anschneide. Das klingt einfach sehr verlockend. Mit Zwiebelschalen färbt meine Oma auch immer Eier.
Ich freu mich auf jeden Fall auf weitere Berichte zum Färben von dir.
Liebe
Sternie
Wow Caro, wie toll! Unglaublich welche Farben rausgekommen sind. Ich habe mal mit getrocknenten Heidelbeeren gefärbt, 2 Handvoll vom Sommer davor trocknen (also die „echten“ unsrigen Beeren, die innen auch blau sind) und dann gemörsert. Malve hab ich heuer probiert, war aber nicht so der Renner, vermutlich zu wenig lang eingewirkt??? In diesem Sinn „Happy Egg-Eating“, glg Uli
Ah! Malve wollt ich auch noch probieren. Ich hab so viele getrocknete daheim. Aber langsam geht mir di Puste aus 🙂 Mal sehen. Liebe Grüße, Caro
Danke, liebe Sternie!
Liebe Caro, danke für die ausführlichen Infos – die gezeigten Farben gefallen mir sehr gut 😘. Ich werde einige ausprobieren! Und sehr gut, daß du die Problematik der Avocados dazugeschrieben hast – dazu hatte ich vor kurzem eine Reportage gesehen – sehr erschreckend, wie Profitgier über Menschenbedürfnisse bei manchen geht. Liebe Grüße von Sabine
Ja, so macht Eierfärben Spaß. Dieses Jahr lassen die Wachteleier auf sich warten, daher kann ich noch nicht loslegen, aber die sind bei uns Osterpflicht…
Bin gespannt was DU zu Stoff und Wolle schreibst!
toll schauen sie aus! Ich werde deinen Beitrag bei mir verlinken, es passt perfekt dazu!
Hei, sehr schön! Wir haben gestern mit Kaffeesatz gewerkelt. Ein toller Beitrag, der auf unsere ecokids Seite perfekt passt- wir werden Euch verlinken! Schöne Ostern und bis demnächst!
Ich danke dir so so so sehr für diesen wunderbaren Artikel und freue mich dieses Jahr auszuprobieren wie ich Eier und auch Stoffe „natürlich“ färben kann.
Bei den Stoffen würde ich mich interessieren wie du die Farbe fixierst? Ich habe gelesen, dass man sie vorher beizen muss. Womit mache ich das am besten? Und würde dann auch Essig zum fixieren reichen?
Liebe Grüße
Janina
Was für ein schöner, ausführlicher Artikel, so sorgfältig geschrieben und mit tollen Bildern begleitet. Und sehr lobenswert auch der Hinweis auf den Avocado-Anbau. Vielen Dank dafür.
Diese super Anleitung macht richtig Lust aufs Färben. Ich frage mich nur, was mit all den gefärbten Eier passieren soll. So viel schaffen wir zu viert gar nicht aufzuessen! Ein weiteres Argument vielleicht für viele Kinder…
Herzliche Grüße aus Berlin, wo ich mit zunehmender Begeisterung diesem schönen Blog folge!
super schön! und danke für deine mühe ….
Oh, liebe Caro,
erst heute finde ich mal wieder genügend Zeit, meine Lieblingsblogs nachzulesen…und siehe da…ich finde eine „neue Farbe“!
Ich färbe seit vielen Jahren (14!) mit Naturmaterialien Eier – und bearbeite diese dann mit einem Fräser -www.eigraviert.de
Hier habe ich auch schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht betreffs „Speise-Eiern“ (also die, die man zum Essen kocht) und ausgeblasenen (mit denen ich arbeite!).
Blaukraut wird nix und gar nix bei ausgeblasenen Eiern 😉
Viele Farbtöne, die so intensiv bei Speiseeiern werden, funktionieren für „leere“Eier gar nicht…oder nur gaaaanz zart.
Die Reste der Farbsude verwende ich auch oft für Stoff- und Wollfärbungen.
Hast du schon mal Filzschnüre/Seile ausprobiert?
Naturfarbene Seile, die man als „PferdchenSeile“ oder Deko oder oder verwenden kann, bestelle ich bei Bernegger – als Grossrolle. Das ist v.a. in meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr praktisch.
Viel Spaß mit deinen Färbe-Erfahrungen!
Heißer Tipp von mir: Sammle im Spätsommer das „Wollige“ deiner Goldrute! gibt wunderschönes Gelb( kann mit Alaun verstärkt werden).
Lieben Gruß
Kathrin