Seit Weihnachten habe wir bei uns zweimal geräuchert. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es notwendig ist. Und heute gehen wir’s nochmal an. Denn es kommen einige Umstände zusammen, wo es sich richtig passend anfühlt zu räuchern.
Morgen geht die Zeit der „Rauhnächte“ (der zwölf heiligen Nächte) zu Ende. Während dieser Zeit wurde/wird traditionell geräuchert (daher kommt auch das Wort Rauhnächte). Zudem tobt draußen ein Sturm. Stürme und Gewitter wurden auch mit der Räucherei vertrieben. Und Krankheiten. Ein paar Halbkranke haben wir ebenfalls anzubieten.
Plus ein bisschen Unruhe in der Luft. Mit dem Räuchern können negative Energien verscheucht und positive herbei geführt werden. Dabei spielt auch der Mond eine Rolle. Der abnehmende Mond ist förderlich, wenn man etwas loslassen will, zunehmender zum Stärken, Zuführen.
Am Wichtigsten aber ist, dass man bei der Sache ist. Konzentriert.
Deshalb hab ich heute auch keine Action-Fotos für Euch. Das geht irgendwie nicht, dass man dabei fotografiert, finde ich. Ich hoffe, meine Beschreibung ist ausführlich genug.
In eine Räucherschale (mit Füßchen oder Sockel, damit sie unten nicht heiß wird) füllen wir feinen Räuchersand. Dahinein kommt ein Stück Räucherkohle, das wir vorsichtig anzünden und für 10 bis 15 Minuten vor die Tür stellen, bis sie durchgeglüht und ganz weiß ist.
Jetzt legen wir auf die Kohle unsere ausgewählten Räucherzutaten. Ich nehme oft Weihrauch her, oder eine Räuchermischung aus Weihrauch, Myrrhe, Mastix. Weißer Salbei, eine indianische Räucherei kommt bei uns auch immer wieder zum Einsatz. Außerdem gerne getrocknete Kräuter aus dem eigenen Garten, wie Salbei, Johanniskraut, Rosmarin.
Diese Zutaten also fangen recht schnell an zu rauchen und jetzt gehen wir mit der Schale, alle Fenster und (Außen)türen müssen zu sein, durch den Raum, die Wohnung, das Haus und zwar im Uhrzeigersinn an den Wänden entlang. Der Rauch wird mit einer großen Feder verteilt und vor allem in die Ecken gefächelt. Die Kohle glüht schon einige Zeit, man kann also nochmal Kräuter nachlegen. Wenn wir durch sind und es noch raucht, stellen wir die Schale noch eine Weile in die Mitte des Raumes (so wird auch manchmal geräuchert).
Nun sieht man oft, wie der Rauch die Räume ausfüllt. JETZT werden alle Fenster und Türen sperrangelweit aufgemacht und der Rauch hinausgeschickt, er soll alle negative Energie mitnehmen. Hier kann/soll man gedanklich noch ein bisschen mithelfen. Manche klatschen, manche tanzen, man kann einen Spruch aufsagen oder den Rauch und die Energien mit Gesten rausschicken; ich glaube, da findet jeder selbst zu seinem eigenen Ritual.
Also, auf die Gefahr hin, dass sich unsere Nachbarn wundern, warum es bei uns raucht und uns tanzen, klatschen oder komisch gestikulieren sehen – wir gehen’s jetzt an! Es funktioniert.
[Was wir zum Räuchern brauchen]