Samstag also. Burg Schwaneck.
Die Jahres-Vollversammlung des KREISJUGENDRING München Land ist, naja, im Grunde ein Pflicht-Termin, aber als Vorstandsmitglied der Naturschutzjugend übernehme ich die Teilnahme immer wieder gerne.
Nicht nur, weil die Veranstaltung auf der prächtigen Burg Schwaneck stattfindet. Man trifft nette Menschen, die Veranstaltung ist kurzweilig (sogar die Passagen mit den vielen Zahlen sind auszuhalten) und von einem nettem Rahmenprogramm begleitet. Ausserdem gibt es jedes Jahr ein Schwerpunktthema und Vorträge mit tollen Referenten.
Diesmal: INKLUSION.
Aha.
Inklusion, das ist die Integration von heute.
Kurzgesagt, es geht darum, dass das Zusammen-Leben und Miteinander-Erleben ALLER, so verschieden sie sind, zur Normalität im Alltag wird. (Am Samstag ging es natürlich vorrangig um Schule und Jugend-/Freizeit-Organisationen.)
Wir haben erfahren, dass dieser Ansatz in Deutschland quasi noch in den Kinderschuhen steckt. Man geht von einer "Integrationsrate" von 20 % aus, während sie in anderen Ländern, vor allem im Norden bei 60 – 80 % liegt.
Dort die Definition auf wiki und hier eine kurze Erklärung von Aktion Mensch:
Andrea Szabadi von roots hat eine Einführung in das Thema gegeben und einen kurzen Workshop zur Erlebnispädagogik GEMEINSAM mit behinderten Menschen gehalten.
Wahrscheinlich denkt man dabei meistens an körperbehinderte Menschen, es gehören aber auch
• sehbehinderte Menschen
• hörgeschädigte Menschen
• Menschen mit seelischen Verletzungen
• Menschen mit Migrationshintergrund
zu den benachteiligten in unserem System.
Und genau in diese Richtung möchte ich weiterdenken. In welcher Form kann ich als Gruppenleiterin (aber auch als Gemeindemitglied, Mutter, etc.) oder auch für andere Kinder-Gruppen die Inklusion in unserer Gesellschaft unterstützen? Was kann man gemeinsam mit Organisationen wie roots oder Hilfsorganisationen auf die Beine stellen?
Ein sehr interessantes und wichtiges Thema, wie ich finde. Klar, vielleicht nicht das erste woran man denkt, wenn man eine NATURKINDER-Gruppe startet, is ja schon eine (tolle) Baustelle für sich. Aber irgendwann kann man ja mal anfangen darüber nachzudenken.
Inklusion kann eine Chance für ALLE sein. Die Kinder (und natürlich auch die Erwachsenen) können voneinander lernen, Ängste können abgebaut werden.
Ich bin ganz Feuer und Flamme und gespannt, wie sich das Thema weiter bei uns entwickelt.
Zum Abschluss noch ein kurzer Schenkelklopfer aus einer Kampagne der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.
("Mit der Informations- und Aufklärungskampagne "Wir sehen die Welt ein wenig anders" tritt die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs mit viel Humor dem Klischee der mitleiderregenden blinden Almosenempfänger entgegen.")
7 Kommentare
Das ist ein wichtiges Thema, das du da ansprichst. Ich beschäftige mich als Mutter und Sozialpädagogin auch damit und mir fällt etwas auf: Wenn von Inklusion gesprochen wird, geht es in der Regel ausschließlich um Kinder. Wenn du Kinder aber die Vielfalt als Normalität erleben sollen, finde ich es ebenso wichtig, dass die Pädagogen diese menschliche Vielfalt zeigen, indem das Team ebenfalls vielfältig ist. Wir brauchen nicht nur männliche, sondern auch türkische, vietnamesische und afrikanische ErzieherInnen, wir brauchen welche im Rollstuhl, mit Downsyndrom und blinde, wir brauchen homosexuelle, junge und alte – eben von allem etwas, genau wie in der Gesellschaft. Leider passiert in dieser Richtung noch so gut wie gar nichts.
Danke, dass du hier auf dieses Thema aufmerksam machst. Und für deine wunderschöne Seite sowieso!
Ganz liebe Grüße von Regina aus Dresden
Ich find es so beeindruckend, dass du immer wieder etwas Neues anpackst und auf die Beine stellst. Dass du dir anscheinend nie denkst, so jetzt hab ich für die nächsten Monate genug ausprobiert; du greifst jeden Grashalm auf, der dir entgegen wächst (von Puppen-Nähen bis zur Inklusion) Nichts kann dir „fremd“ genug sein, dass du einem Versuch nicht zumindest eine Chance geben würdest! Und dafür zieh ich meinen imaginären Hut vor dir 🙂
Dieses Thema finde ich, ist unheimlich wichtig, denn Inklusion (ich muss zugeben, ich habe diese Wort vorher noch nie gehört) ist doch eigentlich unser Alltag, nicht? Und so gesehen, sollte das Thema eigentlich kein Thema mehr sein müssen, sondern Normalität.
Alles Liebe Babsy
Ich lebe mit Familie und vier Kindern seit ueber 7 Jahren in Kalifornien. Mein juengstes Kind ist ein Junge mit Down’s. Wenn man einmal erlebt hat, wie die Menschen und die ganze Gesellschaft hier mit diesem Thema (und allen anderen angesprochenen Themen von Hautfarbe ueber sexuelle Ausrichtungen ueber Bildungsunterschiede etc.) umgeht, faellt einem bei jedem „Heimaturlaub“ ganz krass auf, in welchen klitzekleinen Kinderschuhen Deutschland da noch steckt. Ja, das sollte kein „Thema“ sein, nicht dauernd nur theoretisch besprochen werden und dann entscheiden sich doch bis zu 90% von Schwangeren mit der Diagnose Down-Syndrom fuer Abtreibung?? Das zeigt doch, wie wenig Hoffnung und Erfahrung es gibt und wieviel Beruehrungsaengste. Ich habe mich entschieden, hier zu bleiben, weil es meinem Kind hier entschieden besser geht und ich mir keine Sorgen um seine Zukunft machen muss, weil ich sehe, wieviel Knochenarbeit es da noch zu tun gibt in Deutschland, aber vielleicht koenne das ja Menschen, die nicht so hautnah dran sind wie ich (und nicht Jahrzehnte Zeit haben, abzuwarten) eher was tun. Ich freue mich ueber jede Bewegung nach vorne.
Ich denke, Du hast recht. Leider sind wir hier noch nicht so weit. Aber ich bin zuversichtlich 🙂
Liebe Grüße!
:-))) Manchmal denke ich das schon. Aber irgendwie gelingt es mir nicht 🙂
Liebe Grüße!
Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Ja, wie gesagt, wir fangen hier erst ganz von vorne an, deshalb haben es Pädagogen auch noch schwerer, selbst wenn sie möchten, es sind halt irgendwie noch zwei Welten. Aber Hoffnung, doch, ich denke, die gibt es schon 🙂
Ich freue mich, dass Du Dich mit Deiner Familie wohl und zuhause fühlst, wo Ihr lebt!
(Apropos USA, habe letztens so einen tollen Spot über Tim und sein Restaurant gesehen:
http://www.youtube.com/watch?v=y6He0FWoFj0
Inklusion fängt vor der Haustür an, und ganz besonders im Kopf. Kein Mensch ist anders, nur wird er anders gemacht und gedacht. Wenn wir all unsere Menschen einbeziehen in unser Leben, ihnen mit unserer eigenen Offenheit und Liebe begegnen und vor allem normal begegnen, können wir Inklusion im Alltag verwirklichen.
Dieser Begriff ist gerade so ein wunderschöner neuer Begriff, der aber schon viel früher gemacht wurde, Inklusion beginnt bei Begegnung und nicht erst mit ganz vielen Fortbildungen.
Als Mama und als Sozialpädagogin mit ganz langjähriger Erfahrung im Behindertenbereich kann ich nur sagen, fangt bei Euch selber an. Es ist wunderschön und auch gar nicht schwer, Menschen mit Behinderung zu begegnen und sie in den Alltag und in unsere Projekte mit einzubeziehen. Die Wahrnehmung wird nur eine andere. Und eine sehr wertvolle dazu.
Wenn Du weitere Infos haben möchtest, eventuell auch zur Umsetzung, kann ich gerne weiterhelfen.
Caro, wir sehen uns außerdem das nächste Mal zu dritt, wir haben Nachwuchs…..