Am Samstag wagten wir uns in München auf einen "konsumkritischen Stadtspaziergang": ich, mit zwei 10-jährigen Mädels im Schlepptau.
Sandrina, eine Kollegin aus der Umweltbildung führte uns drei Stunden durch's Glockenbachviertel. Natürlich hoffte ich, bezugnehmend auf die Kinder, dass die Veranstaltung weder zu langweilig noch zu schulmeisterhaft, geschweige denn schockierend, werden würde. Sandrina bemühte sich aber hauptsächlich um Positiv-Beispiele, was ich sehr anständig finde. Durch Spiele und Diskussionen hat sie die Führung aufgelockert. Die Statistiken waren sehr interessant, für die Kinder jedoch ein bisschen zu abstrakt, fürchte ich.
Anhand verschiedener Stationen (Biomarkt, Kleidergeschäft aber auch Handyladen) wurden unterschiedliche Themen behandelt. Die entsprechenden Problematiken sind ja hinlänglich bekannt: Ausbeutung von Arbeitern, Umweltverschmutzung, CO2 Ausstoss, Ressourcenknappheit, etc. Wo soll man anfangen. Und wo aufhören? Letztendlich stösst man doch immer wieder auf die gleichen Herausforderungen.
Man darf wahrscheinlich nicht erwarten, dass man von so einer Veranstaltung froher Dinge in den Alltag zurückkehrt. Ein bisschen Hilflosigkeit schwingt da auch oft mit, zumindest kurzfristig. Aber dann freu ich ich mich wieder, wenn die Tochter in der Runde erzählt, wie die Mama, die gleich rot wird, gebrauchte Dinge kauft oder ihren To Go Kaffee (immerhin!) "Bitte ohne Deckel!" bestellt. Da hat man dann das Gefühl, man tut sein Bestes und wenn's gut geht, multipliziert es sich auch noch.
Die Aktion war vom LBV im Rahmen des Projektes Biodiversität Hautnah als Familienveranstaltung ausgeschrieben, somit auch relativ kurzweilig für die teilnehmenden Kinder, die sich bei längeren Diskussionen auch schon mal ausgeklinkt haben und sich eigene "Aktionen" ausgedacht haben.
In München gibt es eine Broschüre "Fairer Einkauf in München", die man im Rathaus und in teilnehmenden Läden mitnehmen kann. Bestimmt findet man das in anderen Städten auch. (Könnt Ihr uns gerne in den Kommentaren erzählen/verlinken!)
Auch ihr Bestes geben übrigens die LeserInnen/KommentatorInnen der Gruppe Plastikfrei Leben | Tipps & Tricks. Wen das Thema interessiert, der findet dort immer wieder (und ja, mit der Zeit auch immer wieder ähnliche) Ideen rund um die Plastikvermeidung. Schade finde ich, das hab ich dort auch letztens angemerkt, dass es manchmal zu unfreundlichen Diskussionen kommt, weil eben plastikfrei nicht immer vegetarisch, bio nicht immer fair und vegan nicht immer plastikfei ist.
Es ist schwer, IMMER ALLES richtig zu machen und wir sind nicht perfekt. Ich finde es aber toll und wichtig, dass sich die Menschen Gedanken machen über diese Dinge. Jeder auf seine Art.
6 Kommentare
Liebe Naturkinder,
die Aktion finde ich Klasse!
Super!!!
Vielen Lieben Dank, ich lese schon lange bei euch mit.
Liebe Grüße
Ruth
Ich finde, das ist genau der richtige Ansatz: Sich immer wieder informieren und in kleinen Schritten versuchen sein eigenes Leben ein bisschen umweltfreundlicher und fairer zu gestalten. Allerdings muss ich mich da auch manchmal zusammenreißen, dass ich mich nicht von der Hilflosigkeit übermannen lasse. Die globalen Auswirkungen eines jeden Kaufes zu überblicken ist schon eine fast unlösbare Aufgabe geworden. Immer wieder ein paar Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen und darauf vertrauen, dass sie sich auf lange Sicht schon summieren, die kleinen Schritte, das ist ein Weg, den ich gehen kann. Vielen Dank für ein paar mehr Wegweiser, liebe Naturkinder!
Ganz genau: „Es ist schwer, IMMER ALLES richtig zu machen“. Das wird wohl nie klappen. Und ich glaube auch, dass das zu viel Energie kostet. Soviel richtig machen, wie es für einen selbst passt. Und dabei aber auch nicht ins Extreme rutschen. Am schlimmsten finde ich die Missionare, die andere Meinungen überhaupt nicht bestehen lassen. Das musste ich auch erst lernen, war früher selbst sehr missionarisch. Am besten vorleben. Jeder auf seine Art, wie du schreibst.
Schöner Artikel.
Grüße,
Kathrin
Ich habe vorletztes Jahr bei einer GeocachingForetbildung der BUNDjugend in Essen mitgemacht, wo unsere erste Geocachingtour auch eine konsumkritische Stadtführung mit Mitmachaktionen war! Unbedingt zu empfehlen, vor allem für Jugendliche! Die mobilen Routen (auch zu anderen Themen) kann man selbst für Jugendgruppen umsetzen…näheres hier: http://www.bundcache-nrw.de/
Vielen Dank für den Tipp, Anne!
Wiedermal eine tolle Aktion, Caro! Du bist Inspiration pur! Du hast ganz recht, auch in Österreich gibt es eine solche Broschüre, die auch (wie praktisch) online einzusehen ist http://www.animalfair.at/ Ich hab die gedruckte Version immer in der Tasche bei meinen Ausflügen nach Wien und sonstwohin.