Im Herbst fühle ich mich manchmal ein bisschen wie Frederick, wisst Ihr noch, die Maus, die das ganze Jahr über Farben sammelt, um sie dann in der kalten Jahreszeit mit den anderen zu teilen.
Und heute möchte ich außerdem ein bisschen Wissen über die Färberei mit Euch teilen.
Das Färben mit Naturmaterialien ist eine uralte Methode, weiße oder naturfarbene Textilien aufzufrischen. Auch um etwaige Flecken zu verbergen hat sich diese Tradition bewährt.
Das Tolle ist, daß man für den Anfang keine große Ausstattung kaufen muss, sondern sowohl Werkzeuge als auch Färbematerialien meist im Haushalt oder der Küche findet. Tee, Zwiebelschalen oder Avocadokerne zum Beispiel sind Zutaten, die sich jederzeit zum Ausprobieren anbieten. Auch einen alten Topf, ein Sieb und ein paar Kochlöffel lassen sich sicherlich leicht finden. (Die Färbeutensilien soll man nicht zum Kochen verwenden und umgekehrt.)
Wenn man erst mal Spaß an der Färberei gefunden hat, eröffnet sich ein weites Spektrum an Möglichkeiten, mit Textilien kreativ zu sein.
Wie Ihr wisst, färbe ich hauptsächlich Naturwolle und habe mir ganz viel einfach selbst angeeignet und durch viele Versuche herausgefunden. Es gibt unglaublich viel Wissenswertes rund um das Thema Färben mit Pflanzen beziehungsweise Naturmaterialien und mittlerweile auch tolle Bücher, die ich Euch im Anschluss verlinke.
Die Ergebnisse solcher Färbeprojekte sind immer wieder eine Überraschung und laden zum Experimentieren ein. Wichtig sind Neugierde und Ergebnisoffenheit, denn nicht immer wird das Endergebnis ganz genau so, wie geplant.
Hier nur einige Beispiele, die sich – wie ich finde – gut zum Ausprobieren und Experimentieren eignen:
Johanniskraut – warmes leuchtendes Gelb
Birkenblätter – frisches, sonniges Gelb
Brennnesselblätter – helles, grünliches Gelb
Zwiebelschalen – diverse Gelbtöne
Goldrute – kräftiges Gelb
(Schwarze) Stockrose – Blau- und Grüntöne
Walnuss – Brauntöne
Erlenzapfen – warme Brauntöne
Schwarztee – Rot- bis Brauntöne
Avocadokerne- und Schalen – Rosatöne
Natürlich mit vielen Nuancen und immer wieder mit Überraschungen!
(Erlenzapfen)
Das kommt daher, daß bei der Färberei so viele Faktoren mitspielen, wie Zeit, Wasserhärte, ph-Wert, Wassertemperatur, Beschaffenheit von Färbegut und Färbematerial (Textilien). (Alle Zutaten und Rohstoffe sollten in jedem Fall ungiftig und schadstofffrei sein!)
Man kann sowohl Rohmaterial (Stoffe, Garne, Vlies) als auch fertige Kleidungsstücke aus Naturfasern färben. Diesbezüglich ist es wichtig zu wissen, daß tierische (Protein-) Fasern – wie Wolle und Seide – Naturfarben leichter annehmen als pflanzliche (Cellulose-) Faser – wie zum Beispiel Baumwolle oder Leinen. Deshalb können vor allem Letztere bei Bedarf vorbehandelt werden. Dazu bieten sich verschiedene Arten des „Vorbeizen“ an, mit denen man auch Variationen in der Färbung erhalten kann. Die einfachste und unbedenklichste Methode, die ich kenne, ist ein 24-Stunden-Bad in Sojamilch.
Ansonsten beize ich mit wenig Alaun oder verzichte gänzlich darauf.
Denn im Vordergrund steht für mich, mit Liebe und Respekt für Menschen, Tiere und Umwelt zu färben. Ich verwende wenn möglich Regenwasser (außerdem anderer ph-Wert!) und giesse wiederum mit dem übriggebliebene Färbesud unseren Garten.
Ich freue mich, wenn meine Garne mit ebensolcher Wertschätzung weiterverarbeitet werden!
(Holunder- und Lindenblüten)
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Meine Buchempfehlungen mit vielen Anleitungen und Inspirationen:
wild gefärbt von Abigail Booth, Haupt Verlag
Botanical Colours at your Fingertips, Rebecca Desnos – sie färbt vegan
natürlich färben von Jackie Cross, Haupt Verlag
the modern natural dyer von Kristine Vejar
VIEL SPASS beim Ausprobieren wünscht Euch
(Stockrose)