Als ich als Kind in Wien aufwuchs, hatten wir kein Auto. Das fand ich natürlich auch nicht immer ur-super. Vor allem, wenn man sich als Kind mit anderen vergleicht oder verglichen wird. Im Nachhinein gesehen, fehlte es aber diesbezüglich an nichts. Es war irgendwie ganz normal, alle Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bestreiten, in die Schule zu kommen oder in die Stadt. Ich erinnere mich, wenn meine Eltern mal was zu transportieren hatten, wurde ein Auto ausgeliehen beziehungsweise Freunde um Hilfe gebeten. In den Urlaub fuhren wir immer mit der Bahn.
Auch in meiner Jugend war ich noch sehr viel mit der Bahn unterwegs, vor allem in Österreich und Tschechien. Blieb mir ja eigentlich nix anderes übrig. War das Bahnfahren damals anders als heute? Irgendwie hab ich es netter in Erinnerung. Denn jedenfalls habe ich auf meinen Bahnfahrten gefühlt eine Million Leute kennengelernt und einige wunderbare Zugbekanntschaften gemacht.
Dann kam der Führerschein. Inzwischen hatten wir zu meinem Glück ein kleines Gefährt und ich fuhr gerne und viel (und schnell!) damit, um Freunde zu sehen und keine Party zu verpassen. Meine Mutter sagte gerne: „Man kann nicht mit einem Arsch auf zwei Hochzeiten tanzen!“ Aber ich konnte das.
Während der darauffolgenden Jahre, als Studentin in Sydney und später in Paris und München war es für mich wiederum völlig normal mit Metro, Bus und Co unterwegs zu sein. Man kannte seine Wege. Und gerade in den großen Städten wäre ich nie auf die Idee gekommen, mit dem Auto zu fahren. Abgesehen davon, daß ich mir gar keines leisten konnte. Oder wollte.
Zu Fuss von A nach B zu kommen, war, wenn immer möglich, meine liebste Option. Ich liebe es, zu Fuß zu gehen, by the way. Nicht nur auf den Berg. Oft bin ich, weil ich es so liebte, die ganze Oxford Street hinauf, durch den Centennial Park, bis nach Randwick gelatscht, wo ich gewohnt habe. Nur, falls sich jemand hier zufällig in Sydney auskennt.
Fahrrad. Hm. Da hab ich ein gespaltenes Verhältnis. Trauma. Ich bin einmal so doof vom Fahrrad gefallen, daß mich jahrelang keine fünf Pferde da rauf gekriegt hätten. Erst mit den Kindern bisweilen – zwecks Transport im Anhänger – bin ich wieder aufgestiegen. Kann man ja auch nicht so leicht umfallen, mit Anhänger.
Ansonsten wurde mein Leben mit vier kleinen Kindern im Schlepptau nach und nach recht autolastig. Vor allem, seit wir von der Stadt rausgezogen sind. Viele Wege, wenig Zeit, immer ein Baby dabei. Ich hatte auch einfach das Gefühl, viel flexibler zu sein mit dem Auto. Wenn es irgendwo brannte, war ich gleich da. Was natürlich keine Rechtfertigung sein soll. Ja, doch. Andererseits, zum Glück wohnen wir in einem kleinen Ort, wo die Kinder mittlerweile auch viele Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß meistern.
Und auch ich will jetzt meine Gewohnheiten wieder ein bisschen ändern und zu verschiedenen Anlässen mehr und mehr auf das Auto verzichten. Die Umwelt weniger belasten und vor allem auch Vorbild sein! Ich werde davon berichten.
Wir fahren zum Beispiel sehr gerne in die Berge, hier im Süden Bayerns. Es zipft mich total an, daß man mittlerweile schon auf der Hinfahrt im Stau steht. Es wird, zumindest gefühlt, immer schlimmer. Und warum soll eigentlich die Natur darunter leiden, daß wir uns ins Auto setzen, um nachher von ihr zu profitieren. Das ist doch irgendwie paradox.
Daher hab ich mir jetzt die Neuauflage von „Mit Bahn und Bus in die Münchner Berge“ aus dem Rother Verlag zugelegt, um mich inspirieren zu lassen zu autofreien Ausflügen in unsere geliebten Berge.
Das Buch gibt es übrigens auch für Wien! Und ich finde, es sollte noch viele weitere für (Familien) Ausflugsziele geben, liebes Verlagsteam!
Ansonsten verwende ich bisher die Deutsche Bahn App, um mal raus zu kommen.
Natürlich überlege ich auch immer erst hin und her, wie ich sinnvollerweise reise. Es gibt immer Vor- und Nachteile, die für das eine oder andere Verkehrsmittel sprechen. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Am Leichtesten fällt es mir, wenn ich daraus eine Challenge für mich mache. Mir einen autofreien Tag oder eine autofreie Woche „auferlege“. Für mich zumindest ist das ein guter Ansatz, Motivation zu schaffen. Weil. Weltretten muss Spaß machen. Erinnert Ihr Euch? Trotzdem bin ich ehrlich gesagt der Meinung, daß die Dinge, die uns manchmal so schwer fallen, eigentlich die Normalität sein sollten! Aber dafür muss noch viel passieren in unserer Gesellschaft. (Und im öffentlichen Verkehrsnetz!) Aber auch jeder Einzelne trägt dafür Verantwortung, wie ich finde.
Ich habe mir deshalb überlegt, eine kleine Liste zu beginnen, mit Dingen, die ich jeden Tag tun kann, um die Welt zu retten. Haha. Wird das die Welt retten? Wahrscheinlich nicht. Aber wenn ich nichts tue, bringts es doch auch irgendwie nix…
„Einhundert Dinge, die ich jeden Tag tun kann, um die Welt wunderbar zu machen“ heisst sie und dies war die
Nummer 65: Mache einen Ausflug mit der Bahn oder mit dem Bus.
2 Kommentare
[…] Wochenende haben wir uns also gleich aufgerafft, um einen Ausflug mit Bahn und Bus zu machen. Challenge […]
Toll Caro! Die kleineren Kinder finden das ja noch total spannend, aber die großen, zeigen die Dir nicht den Vogel? :o)
Wir haben uns sehr lange ums Auto gedrückt und viel geleistet um es ohne zu schaffen. Tatsächlich brachte der leider notwendige Autokauf weniger Erleichterung als ich dachte.
Wir versuchen es so oft es geht stehen zu lassen. Aber von unserem Wohnort ins nächste Städtchen und zurück ist es mit Bus so teuer, das kann man sich einmal zur Challenge gönnen, aber auf die Dauer macht es leider keinen Sinn.
Wir sind immer viel mit dem Zug gefahren, mit Kindern, gerade für die Kleinen ist es schön auf und ab gehen zu können und man kann die Zeit so viel schöner miteinander verbringen. Leider starren die meisten Fahrgäste und -gästchen nur noch auf ihre Bildschirme.
Inzwischen bleiben wir viel mehr zu Haus. Auch eine Lösung zur Weltverbesserung ;o)
Ganz liebe Grüße!
Ann-Kathrin.