Erinnert Ihr Euch noch an die kleinen Plastiktüten an den Kassen der Drogeriemärkte? Eigentlich kaum noch vorstellbar, oder? Was ist passiert?
Ich habe es so in Erinnerung, daß irgendwann vor ein paar Jahren eine kleine Unruhe entstand um diese Tüten, die immer größer wurde, irgendwie haben sich plötzlich alle darüber aufgeregt, bis auch die Unternehmen auf den Zug aufgesprungen sind, was zum Einen ein guter marketingtechnischer Zug war und zum Anderen … Kosten sparte! Bitte entschuldigen Sie die Unterstellung. Das ist natürlich nur meine persönliche Theorie. Find ich jetzt aber auch gar nicht schlimm, ich meine, wir leben in einer freien Marktwirtschaft, und das Beispiel ja auch, daß Veränderung möglich ist, auch seitens der Verbraucher.
Wie genau so etwas in Schwung kommt, weiß ich nicht. Es ist wie eine Welle. Schwarmwissen?
Ja, ich glaube unerschütterlich daran, daß auch der kleine Mann und die kleine Frau, also wir als Verbraucher Macht haben. Wobei dann auch wieder allerhand Dilemmata auftauchen, die einen aus der Bahn werfen und den Mut sinken lassen. Immer wieder wird beklagt, daß „der Einzelne doch eh nichts tun kann!“ Auch in vielen unserer Philosophischen Runden, taucht das Thema immer wieder auf. „Wie wirkt mein Tun in der Welt?“ haben wir uns letztens gefragt.
Interessanterweise stellte sich in einer der Runden auch die Zwischenfrage „Handelt man eigentlich auch, wenn man nichts tut?“
Was bleibt uns also am Ende anderes übrig, als daß JEDER AN SEINEM/N KLEINEN RÄDCHEN DREHT?
Ich hatte da so eine Idee.
Alle Jahre wieder mal kommt es auch zu Aufregung um die berühmten Kassenbons. Ich erinnere mich ganz wage, daß es eine Zeit gab, wo man zumindest in einigen Geschäften gefragt wurde, ob man einen Kassenbon möchte. Und ich bilde mir ein, daß dann einfach kein Bon rausgelassen wurde, wenn man verneinte. (Also von der Haltung her, Bon nur für diejenigen, die explizit einen brauchen, wisst Ihr, was ich meine? Ich glaube, das ist wichtig.) Das ist irgendwie untergegangen.
Im Moment höre ich ehrlich gesagt überall nur „Sammeln sie Punkte?“ „Sammeln Sie … whatever?“ Ich meine, Entschuldigung. Wie wär’s mal mit: „Möchten Sie meine und Ihre Gesundheit gefährden und darüber hinaus die Umwelt belasten?“ NEIN DANKE.
Bitte eins möcht ich dazu sagen. Natürlich, wenn man einen Bon braucht, zum Abrechnen, Nachrechnen, für seine eigene Buchhaltung, eventuell für den Umtausch, das ist doch vollkommen in Ordnung. Aber meistens flutscht der Bon einfach automatisch raus und wie oft passiert es, daß man ihn auch noch automatisch/unbewusst mit dem Wechselgeld einsteckt?
Zur Causa Kassenbon. In den vergangenen Jahren kam dafür vor allem der Thermodirektdruck zum Einsatz, bei dem Rollen aus Thermopapier verwendet werden, welches relativ schnell altert. Abhängig vom verwendeten Thermopapier kann der Kassenbon gesundheitschädliche Stoffe wie Bisphenol A enthalten, welches bei Kontakt über die Haut aufgenommen wird. (Quelle: Wikipedia)
Im österreichischen Standard fand ich einen Artikel darüber: Bedenkliche Kassenbons: Am Besten nicht berühren Darin heisst es unter anderem „Das im Thermopapier enthaltene Bisphenol A stuft die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als „reproduktionstoxisch“, „hormonell schädigend“ und „besonders besorgniserregend“ ein.
Und denkt mal an die KassiererInnen. Zwar sind inzwischen schon andere Grund- und Inhaltsstoffe erforscht und teilweise auf dem Markt, aber ich bin überzeugt, daß all dieses Kleinvieh ganz schön viel Mist macht.
Kurz und (nicht) schmerzlos: Kassenbons sind schlecht für die Umwelt und für den Menschen. Selbst wenn wir die Inhaltsstoffe von Papier und Farben beiseite lassen, bitte wieviel Papier landet denn da auf unserem Müll? (Übrigens sollten Kassenbons aus oben genannten Gründen nicht im Altpapier entsorgt werden. Und Hände waschen wär auch super.)
Jetzt hab ich mir noch überlegt, vielleicht ist es ja eine rechtliche Sache, daß man die Bons rauslassen muss? Wenn dem so ist, bitte unterbrecht mich an dieser Stelle, bevor die Pferde mit mir durchgehen. Aber so viel ich weiß, läuft ja auch immer eine zweite Rolle mit für das Unternehmen, beziehungsweise laufen die Systeme wahrscheinlich größtenteils bereits digital.
Also warum? Warum nicht? Warum nicht die nächste Lawine lostreten?
#neindankeichbrauchekeinenkassenbon #kassenbonneindanke
Was könnte man noch für Aktionen starten? Wie könnte man noch agieren? Mitarbeiter oder Filialleiter ansprechen?
Ich hab ja schon so manchen (Gartencenter) Mitarbeiter wegen torffreier Erde genervt. (Naja, ganz durchgedrungen ist das Thema noch nicht, aber hey, vielleicht ein Stückchen presenter als vor ein paar Jahren?) Und Briefe an Lego geschrieben, ob es ihre tollen Steine nicht auch in „GRÜN“ gibt.
Letztens habe ich in einem (hochwertigen!) Kaufhaus den Verkäufer nach einer Papiertüte gefragt, weil er nur lauter Plastiktüten vor sich liegen hat. „Haben wir nicht.“ Ich so:“Im Ernst? Finden Sie das gut?“ Er so:“Ich nicht. Aber ich werde ja nicht nach meiner Meinung gefragt.“ Ich:“Ich halte Ihre Meinung schon für wichtig. Vielleicht können Sie sie ja bei Gelegenheit einbringen.“
Kleine Rädchen.
Danke für’s Lesen, Ihr Lieben!
[Edit. Seit der Veröffentlichung dieses Artikels heute früh hat sich einiges getan. Neue Perspektiven und leider auch traurige Erkenntnisse.
Eine Leserin berichtet, wie unterschiedlich das so ist … sie bekäme in ihrer Gegend nirgendwo mehr einen Kassenbon. Sie müsse mitunter sogar explizit darum bitten, wenn sie mal einen braucht. Ähnlich Erfreuliches erzählten weitere LeserInnen.
Auch wurde ich darauf hingewiesen, daß Kassenbons insofern sinnvoll sind, weil viele Dinge anders ausgeschildert sind, als im System hinterlegt ist. Oder etwas wird, aus Versehen nehm ich an, öfters über die Kasse gezogen.
Von einem Buchhändler habe ich leider gelernt, daß es ab 2020 eine gesetzliche Belegausgabepflicht für Händler geben wird, sodaß man einen Bon zu jedem Kassiervorgang ausdrucken muss, egal ob der Kunde das möchte oder nicht. „Umwelttechnisch absoluter Wahnsinn“ meinte er.
Ich bin nun doch ein bisschen frustriert. Wenn man da nun gegen eine Wand rennt mit den Bons ab 01.01.2010? Hm. Vielleicht schreibe ich eine Mail an den Bundesfinanzminister. Und setzte den Gesundheitsminister auf CC. Und die Umweltministerin auch.
Oder wir fangen halt woanders an.]
4 Kommentare
Im Moment herrscht in Deutschland noch keine Bonpflicht (ist aber im Gespräch) und wir bei uns im Blumenladen drucken ihn auch nur aus, wenn der Kunde ihn wünscht. In anderen EU Ländern gibt es die Bonpflicht aber wirklich. Da besteht das Finanzamt drauf. Ich bin voll und ganz deiner Meinung und gerade schockiert, weil ich das mit den schädlichen Stoffen auch noch nicht wusste!
LG Lydia
Hallo, es gibt so viele kleine Dinge die wir als Kunde/Verbraucher tun können. Mir müssen es nur tun und umdenken. Die Firmen machen vieles nur um den Kunden „zufrieden“ zumachen.
Wie viele Konsumenten erwarten um 5 vor 6 noch eine volle Bäckertheke oder auch beim Fischhändler soll am Samstagmittag noch die große Auswahl vorhanden sein. Ja es beginnt mit kleinen Dingen aber wenn der Bäcker oder ähnliche merken das wir damit zufriedener sind gibt es auch Wiederverwendbaren Tüten beim Obst und Gemüse.
Es dauert nur sehr lang! Aber aktuell sind wir in der guten Situation das viele Menschen umdenken. Ich bin da recht positiv, die Welle ist gut!!
Von mir aus könnten die Bons auch weg, die meisten brauche ich nicht und die landen dann sofort in der Tone. Aber ich habe auch gehört, dass bald eine Bonpflicht kommt, gibt es z.B. in Italien schon. Man muss jederzeit nachweisen können, dass man das Produkt nicht schwarz gekauft hat. Die Italienern mit ihrer lockeren Haltung nehmen das, meiner Erfahrung nach, nicht so ernst. Aber ich möchte mir nicht vorstellen, was los ist, wenn so etwas mal hier in Deutschland kommt. Andererseits stellt sich natürlich die Frage, ob der Staat das überhaupt noch kontrollieren könnte.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Ich bin da ganz bei Dir und froh, dass ich noch jemand treffe, der nicht denkt, die kleinen Dinge wären es nicht wert, sich damit aufzuhalten. Ich bin gegen den Zwangs-Kassenbon und sage dann auch immer laut und deutlich, aber freundlich, warum ich keinen Kassenbon möchte. Außerdem rate ich dem Kassierer zum häufigen Händewaschen. Eigentlich möchte ich ihm ja zu Handschuhen raten, aber das wäre dann ja schon wieder Plastik…….wenn man erst mal anfängt mit dem Gedanken machen, dann wird es ja auch oft ganz schön verzwickt..