Nachdem unsere Spielecke ein wenig aufgeräumt war, kamen natürlich gleich die ersten Fragen. Nicht von den Kindern. Von den LeserInnen.
„Womit habt Ihr die Plastikspielsachen ersetzt?“ „Und was gibt es nun Plastikfreies zu Weihnachten?“ (Julia kann nun langsam aber sicher meine Seite moderieren…)
Hm, ersetzt haben wir jetzt erst mal nichts. Ich dachte, schauen wir mal. An Holzspielzeug ist schliesslich einiges da, so ist es ja nicht, hauptsächlich Bausteine, eine Eisenbahn, Puppen sind vorhanden und vor allem Babyspielsachen.
Nun ist es eine Woche her, dass wir ausgemistet haben und…
Nichts. Keine Beschwerden. Keine Mangelerscheinungen. Was auch daran liegen kann, antwortete ich Karin, dass bei uns die längste Zeit schönes Wetter ist und die Kinder eigentlich die meiste Zeit mit ihren Freunden draussen spielen.
Also, habe ich mich gefragt: WAS brauchen Kinder eigentlich zum Spielen? WIE spielen Kinder? Und WOMIT spielen Kinder? All das könnte ich Euch aus dem Bauch heraus und für uns beantworten, und werde Euch bestimmt in den nächsten Tagen noch einige Beispiele nennen. Aber wenn es um die PÄDAGOGISCHE beziehungsweise PSYCHOLOGISCHE Sicht geht, da kann ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Da frag ich lieber mal… ja, wen könnte ich da fragen?
Allzu gerne lese ich auf Uta’s Seite Wer ist eigentlich dran… mit Katzenklo?. Die Journalistin und Elterntrainerin erzählt aus dem (Familien-)Nähkästchen und hat dabei immer die liebevollsten Praxistipps parat. „Uta, hast Du vielleicht schon mal was zum Thema Spielen geschreiben oder möchtest uns mit ein paar Zeilen erhellen?“ Uta war überrascht, aber gleich mit im Boot. Sie würde darüber nachdenken. Aber eines hat sie mich schon von Vornherein wissen lassen:
Gelassenheit, Fröhlichkeit, Liebe… geht mir immer vor quasi-religiöser Konsequenz.
Das hört sich sehr vernünftig an. Dann bin ich jetzt gespannt, was Uta dazu zu sagen/schreiben hat:
* * * * * * *
Ich bin nicht plastikfrei aufgewachsen, aber meine Mutter legte Wert auf sinnvolles Spielzeug: keine Barbie-Tussies, dafür Käthe-Kruse-Puppe, Holzbaukasten, Nähmaschine zu Weihnachten, Schulwebrahmen, Jugend-Literatur-Preis-Bücher … Zudem wurde bei mir zu Hause getöpfert, gestrickt, emailliert, gelötet, bleiverglast und aus Jutegarn Wandbehänge geknüpft.
- Auch wenn ich die Grundbaukästen von Lego besser finde: Nicht die Patentante mit einem Fluch belegen, nur weil sie das Arktis-Zubehör-Set mit dem aufklappbaren Plastik-Eisblock geschenkt hat.
- Auch mal einen Herzenswunsch des Kindes erfüllen, selbst wenn das Objekt der Begierde an Scheußlichkeit nicht zu übertreffen ist.
- Nicht Rumzicken, wenn der Partner nach der Dienstreise den Sohn mit einem Voll-Plastik-Parkhaus überraschen will. (Der Streit schadet dem Kind mehr, als dass die Schelte dem Globus nützt.)
8 Kommentare
Ach, an Puttchen kann ich mich auch noch erinnern. War schon lange, lange her das ich jene Geschichte gelesen habe. Plastik gab’s mit meinen Kindern immer. Hauptsächlich Lego. Und meine Kinder lieben die immer noch. Ich ja auch! Einige der Stücke sind eigentlich von meiner eigenen Kindheit, die meine Mutter liebevoll beiseite gelegt hatte für die zukünftigen Enkelkinder. Meine Kinder hatten Spiel Autos geliebt, Lego, und ich hatte immer alles mögliche zum basteln da. Kartons, Schnur, Holz, etc. mein Sohn ist begabt und baut gerne allerlei Zeug. Meine Tochter , als sie klein war baute gerne Puppenhäuser. Viel Spielzeug haben meine Kinder nicht, aber Plastik Legos auf jeden fall.
Spannendes Thema, habe ich mich doch bisher um den Plastikkram gut drücken können. Ich vermute schon, dass das nicht ewig so weitergeht. (Auch wenn ich heimlich noch naive Hoffnung hege) Im Sommer bei den Waldkindern hatte ich scheußlichste Plastikzeugbegegnungen: Schweinsnasige Plastikpferdchen mit Glitzerflügeln und Krönchen. Aber tagelang wurde den rosa Wesen Mooshöhlen und Blätterbettchen gebaut. Da konnt ich mich dann mit arrangieren. Auch wenn in meine Häuschen nur Zapfenmännchen einzogen.
Da hab ich heut doch gerade das gelesen: http://lauragraceweldon.com/2012/02/20/the-boy-with-no-toys/
Und denke: Raus! ist das Gegenstück zum Plastikklump, wie Du schon schreibst Caro.
Plastikfreien (äääähm, von wegen, die Tasten!) Gruß!
Ich glaube, auch hier ist die goldene Mitte der beste Weg! Verhindern kann man es eh nicht ganz. Kurioserweise spielen unsere OGS Jungs nachmittags am Liebsten mit flachen, unlackierten Holzklötzen, die sie zu langen Straßen und Parkhäusern verbauen. In Kombination mit den Matchboxautos und ein paar Legosteinen hier und da bauen sie sich eine Spiellandschaft, die mit Hingabe die ganze Woche über bespielt wird!
Die Mädchen malen oder lesen am Liebsten. Oder sie denken sich Spiele aus wie Mutter, Vater, Kind und Hund, manchmal auch mit Pferd… 🙂 Dazu braucht es, je nach Spielmodus, ein paar Stühle und Decken, Näpfe für Futter und Seile als Zimmer- oder Stallbegrenzung oder auch als Pferdegeschirr.
Die vorgefertigten Playmobil- oder Legosets kommen recht selten zum Einsatz.
Es ist schön, sie dabei zu beobachten, wie sie so ein Spiel miteinander erdenken, ausbauen und mit Hingabe spielen!
Lieben Gruß
Gabi
Hallo und vielen Dank für diese schönen Gedanken. Ich wundere mich manchmal, dass unsere Kleinkinder oft genau auf das hässlichste Plastikspielzeug abfahren und das pädagogische Holzzeug links liegen lassen 🙂 Aber Lego &Co kann man durchaus auch gebraucht kaufen und dann schadet es der Umwelt vielleicht ein kleines bisschen weniger.
Liebe Grüße,
Marlene
Guten morgen, danke für die Interressanten Zeilen. In unserem Kindergarten führten die Erzieher regelmäßig eine auf vier Wochen begrenzte “ spielzeugfreie Zeit“ durch, eine Maßnahme die unrsprünglich zur Suchtprävention entwickelt wurde. ( http://www.spielzeugfreierkindergarten.de/fr_faq.html) Das Thema war, auch mal Langeweile aushalten zu können und so die Kreativität zu fördern. Als dann am Ende der Zeit die Spielsachen nach und nach wieder Einzug hielten, waren es erst die Bauklötze und Holztiere, die wieder gewünscht wurden. Die Spielsachen, die garnicht wieder nachgefragt wurden haben wir verschenkt. so würde unser Kindergarten weitestgehend “ Spielzeugfrei“…. Geblieben sind Bücher , Fiztiere und Tücher in allen Größen…Ich ga es auch wenn Sielsachen Platz für eigene Kreativität Lassen. Hab einen schönen Tag, deine Susan
Bei uns kam der große Plastikspielzeugmüllberg auch von der Oma. 😉 nach nur kurzer Benutzung kaputt, lnadeten die meisten Sachen unweigerlich im Müll und konnten nicht mal weitergeschenkt werden. Lego-Sets wurden viel gewünscht und auch geschenkt, aber auch die waren nach der Aufbaufreude uninteressant.
Mit was wurde bei uns am meisten gespielt? Mit Bauklötzen ganz am Anfang, dann mit der riesigen Lego-Sammelsuriumskiste, die wir geschenkt bekamen und aus deren Teilen die tollsten Fahrzeuge und Flugobjekte entstanden sind… mit Kissen, Decken und Taschenlampen, die jahrelang die gesamte Wohnung in eine Höhlenlandschaft verwandelten… mit großen Wasserpistolen im Sommer.
Ich selbst habe am meisten mit kleinen Plastiktieren und Puppenstubenfiguren gespielt, für die ich in den großen Zimmerpflanzen umfangreiche Urwaldbehausungen und im Wald Stallungen und Koppeln gebaut habe. Dort spielten sich unglaubliche Geschichten und Dramen ab. Und Stifte und Papier waren für mich zum Malen unverzichtbar, während sie meinen Sohn nie wirklich interessiert haben.
Auch Kinder haben unterschiedliche Interessen…
Herzlich, Katja
Ja, wie ärger ich mich doch immer wieder, wenn das liebe Kind stundenlang mit den Plastik-Autos durch die Wohnung gast oder mal wieder da quietsch-grell-bunte Plastik-Handy in Dauerschleife dödelt, während meine historisch wertvollen handgemachten Holzbausteine und ähnliches in der Ecke versauern.
Ich versuche das nun zu akzeptieren und die Verwandschaft darauf zu sensilibisieren, dass sie doch wenigstens gebrauchtes Plastik-Spielzeug schenken mögen, wenn es denn schon sein muss.
Hallo liebe Caro, hallo liebe Uta,
danke für diesen spannenden Post und danke liebe Kommetierende für eure Gedanken!
Ich muss mal ganz explizit auf die angesprochene Arktik-Reihe von Lego eingehen: unser Minimonsieur hat sich zum dritten Geburtstag nämlich genau daraus ein Schneemobil gewünscht – soooo sehentlich. Er hat es von Oma und Opa bekommen (wir haben übrigens eine „Ein-Geschenk-Regel: jeder darf nur ein Geschenk schenken, damit das Kind nicht überflutet wird) und seitdem spielt er mit dem Ding (der Geb. war im September). Er baut aus Puppenstubenmöbeln und Duplo-Steinen eine Polarstation, an den Couchtisch wird eine Holzplatte als schiefe Ebene angelegt, das ist der Eisberg und der Teppich ist die Eisscholle, die es zu erreichen gilt. Ich würde auch nie die vorgefertigte Polarstation von Lego kaufen (zumal für den Preis), aber so ein kleines Teil regt eben auch die Fantasie an.
Ich denke, der springende Punkt ist; was halten wir für sinnvoll und was will das Kind? Da die Balance zu finden ist schwierig, aber machbar. So wie Katja es mit den Urwladbehausungen schreibt oder Fräulein Rucksack über die Höhlen für die (echt grausig hässlichen) Schleichviecher. So wird ein Schuh draus, denke ich!
Herzliche Grüße an alle
Anne