Klaus Echle /GDT-ENJ 2011, „Graffiti“, GDT, Deutschland
Wow! Am Samstag nach unserer Familienwanderung gab es am Münchner Hauptbahnhof gleich noch was zu entdecken. In der Eingangshalle findet aktuell eine Ausstellung der GDT (Gesellschaft Deutscher Tierfotografen) statt, gezeigt werden die Siegerfotos des Wettbewerbs „Europäischer Naturfotograf des Jahres 2011“.
Dabei kann man die unglaublichsten Bilder aus verschiedenen Kategorien wie zum Beispiel „Vögel“, „Säugetiere“, „Pflanzen und Pilze“, „Mensch und Natur“ im Großformat bewundern.
Und das ist das Bild des Gesamtsiegers, also des Europäischen Naturfotografen des Jahres 2011.
Oldřich Mikulica / GDT-ENJ 2011, „Gewinn und Verlust“, Tschechische Republik
Ist das nicht der Wahnsinn?
Das ungewöhnliche Bild mit dem Titel „Gewinn und Verlust“ beeindruckte die internationale Jury sofort. Sie war sich einig: Dies ist ein wirklich außergewöhnliches Naturbild, das eine sehr interessante und bislang höchstens dokumentarisch fotografierte Verhaltensweise auf hohem ästhetischem Niveau zeigt. Das Bild überrascht, weckt Interesse und es erzählt eine Geschichte. Die geringe Tiefenschärfe des Bildes lenkt den Blick sofort auf das Ei, das zentrale Thema dieser Geschichte. Der Kuckuck entfernt ein Ei der Wirtsvögel aus deren Nest und legt an dessen Stelle sein eigenes, nahezu identisch gefärbtes Ei hinein. Zwar frisst der Vogel das fremde Ei gelegentlich, doch gehören Eier außerhalb dieser speziellen Situation nicht in das Nahrungsspektrum des Kuckucks. Somit ist diese Situation nicht künstlich reproduzierbar, indem man Eier auslegt und darauf wartet, dass ein Kuckuck zum Futterplatz kommt. Die Aufnahme ist daher ein authentisches Naturdokument.
Der Kuckuck ist ja an sich schon ein Phänomen, aber dass jemand so ein Foto von seinem Nestraub macht, kann ich gar nicht glauben.
Was ich besonders schön finde: Das Siegerfoto bzw. der Fotograf stammt aus einer Gegend, aus der ein Teil unserer Familie kommt. Ich bin sogar schon ganz oft dort vorbeigefahren, auf dem Weg zu meiner Oma und irgendwann, hab ich mir gedacht, muss ich mal aussteigen und einen Spaziergang dort machen.
Mehrere Spaziergänge hat wohl Oldřich Mikulica gemacht:
„Seit 25 Jahren bin ich zur Brutzeit jeden Tag an den Fischteichen in der Nähe meines Hauses unterwegs und beobachte Kuckucke und Rohrsänger. Das fasziniert mich total. Es geht für beide Parteien um alles oder nichts: Wenn die Wirtsvögel das fremde Ei akzeptieren, verlieren sie ihre eigene Brut. Fällt der Betrug auf, dann bleibt der Brutparasit ohne Nachwuchs.“
Im Juni 2010 gelang ihm dieses spektakuläre Bild.
Die Ausstellung bleibt übrigens noch bis 10.08.2012 in München und findet anschließend noch auf folgenden Bahnhöfen statt:
Halle HBF 21.09. bis 30.09.2012
Frankfurt Main HBF 18.10. bis 28.10.2012
Nachtrag: Die Ausstellung hält außerplanmäßig auch noch vom 13. bis 24. August in Mainz HBF!
(Liest jemand aus Halle, Frankfurt oder Mainz hier mit? Vielleicht jemand, der dort mal aufm Bahnhof ist.)
Bilder: mit freundlicher Genehmigung der GDT.