Die Ferien hätten nicht besser beginnen können. Ich hatte mich für eine Kräuter-Exkursion mit Margret Madejsky und Olaf Rippe angemeldet.
Der Berg auf den uns die Wanderung führen sollte, ist eigentlich ein Bergerl südlich von München. Mit herrlichem Blick auf die großen. Dass es ein Zauberberg(erl) ist, wusste ich schon vorher, spätestens seit damals. Wir sind gerne mit den Kindern dort, ein naheliegendes, familienfreundliches Ausflugsziel, um einen übersichtlichen Ausflug zu machen und in der Wirtschaft zu rasten, mit viel Auslauf für die Kids und großem Spielplatz.
Deshalb ist es wahrscheinlich gerade die Exkursion mit diesem Ziel geworden, die ich ausgewählt habe, um endlich Margret kennenzulernen. Ich dachte, es wird Zeit, denn unsere Wege haben sich schon ein paar mal gekreuzt tangiert. Die liebe Michaela, bei der ich vergangenes Jahr eine Woche verbringen durfte, kannte sie schon. Und dann: In der „Welt der Frau“ sprach Alexandra mit mir über …Ideen und gleich in der Ausgabe darauf mit Margret über …Wissen.
Vor einiger Zeit habe ich hier ihr Buch Alchemilla vorgestellt. Ich war zwar vorher schon vom Frauenmantel überzeugt, aber dreihunderfünfzig Seiten über das „Allfrauenheil“ haben mich doch beeindruckt. Und auch unsere LeserInnen. Marianne hat ebenfalls die Ausbildung und Workshops von Margret und Olaf empfohlen.
So, und das war erst das Vorwort. (War ja klar, dass Ihr Euch ohne Bilder auf einiges gefasst machen müsst…)
Also, Samstag.
Traumwetter („Hoffentlich wird’s nicht zu heiß!“), ein gut gelauntes Baby, das im Tragetuch mitkommen soll und auch die anderen Familienkinder machen den Eindruck, als würden sie einen Tag lang gut ohne mich zurechtkommen.
Die Gruppe, mit der wir unterwegs sind, so stellt sich bald heraus, ist sehr homogen und angenehm. Am Vormittag bestreiten wir den ersten Teil unserer Runde, bleiben immer wieder stehen, um Margret und Olaf beeindruckt zuzuhören, wie sie da und dort etwas erklären. Sehr kurzweilig, denn die Erklärungen zu den Kräutern sind mit interessanten Anektoten untermalt und werden von amüsanten Dialogen zwischen den beiden Kräuterexperten begleitet. Nicht immer sind sie sich ganz einig. Kein Wunder, denke ich, dass es in dem Interview um WISSEN ging. Ihr Wissensschatz um die Wirkung der Pflanzen und Kräuter ist scheinbar unerschöpflich. Wir besprechen Dutzende von Pflanzen und auch wenn mir keines ganz unbekannt ist, lerne ich doch immer wieder ganz viel Neues.
Es ist ja oft so, dass man sich gar nicht alles merken kann, was man hört und selbst wenn man versucht mitzuschreiben, kann man nicht alles verinnerlichen. Aber dann gibt es wieder Momente, da fühlt man sich so angesprochen von einer Pflanze, weil sie gerade irgendwie wichtig ist für einen. Dann findet einen etwas, manchmal sogar ohne dass man bewusst danach gesucht hat. Das sind ganz eigenartige (und einzigartige) Momente. Ich selbst merke das oft daran, dass ich Gänsehaut bekomme. Und selbst wenn es das Einzige ist, was man mitnimmt an einem ganzen Tag, hat sich die Aktion gelohnt. Wisst Ihr, was ich meine? Kennt Ihr das?
(Das ist übrigens bei mir an diesem Tag der Schachtelhalm, wenn ich es an einer Pflanze festmachen soll.)
Ganz anders ist der Nachmittag. Nach einer Rast im Gasthof, nähern wir uns der Heilquelle. Der Waldweg dorthin ist angenehm kühl und je näher wir der Quelle kommen, desto prickelnder und frischer erscheint mir die Luft. Dann der „Eingang“ zu diesem magischen Ort. Plötzlich wird es hell und klar. Eine Lichtung tut sich auf, man hört die Quelle plätschern und sieht das Wasser in der Sonne funkeln. Ich fühle mich wie in einem Märchen der Brüder Grimm.
Olaf schlägt vor, einen Schluck von der Quelle zu trinken und sich dann einen Platz zu suchen, an dem man für etwa zehn Minuten in sich hinein spürt. Meinen Energieplatz finde ich unter einem kleinen Bäumchen. Die Sonne scheint durch die jungen, hellgrünen Blätter hindurch. Ich lege mich dort auf den Rücken, das Baby schläft weiter im Tuch. Jetzt ist man ja mit Baby nie ganz allein und kommt selten zur Ruhe, aber trotzdem ist es herrlich entspannt. Hin und wieder huscht ihm im Schlaf ein Lächeln über die Lippen. Ein Engelslächeln, wie man es nennt. Ganz friedlich liegen wir da, gewärmt von der Nachmittagssonne. Als der Kleine aufwacht, lege ich ihn ins Gras, er spielt mit den Gräsern. Ich habe momentan gar keine so große Lust, wieder aufzustehen und mich zu sammeln. Wir bleiben noch ein bisschen länger liegen.
Interessant ist es dann allerdings schon, dass anschließend fast alle Teilnehmer Ähnliches von ihrer Auszeit berichten. Dann kommen wir über den Storchschnabel und Kinderwunsch ins Plaudern. Ich könnte noch ewig verweilen, aber es wird Zeit aufzubrechen.
Es geht mir ja oft ganz komisch, wenn ich vom Berg wieder in die Zivilisation komme. An diesem Tag fällt es mir wieder besonders auf, dass ich fast wie aus einem Traum aufwache. Ich beschließe, dass ich öfters hierherkommen werde, um eine Runde zu träumen. Unbedingt auch mit unserer Tochter, für die ich an diesem Tag ein paar Schätze hier oben entdeckt habe.
Fast sinnbildlich hat der Tag für mich alle vier Elemente vereint:
Erde: Die Verbindung zur Natur, den Pflanzen herstellen. (Tatsächlich erdet mich so eine Wanderung und die Idee „zurück zu den Wurzeln“ – oft im wahrsten Sinne des Wortes – sehr.)
Luft: Das besondere Licht, das dort bei der Quelle herrscht und das ich noch immer sehe (oder fühle?), wenn ich die Augen schließe.
Wasser: Die Frische und die Klarheit der Quelle.
Feuer: Definitiv eine Eigenschaft des Quellwassers. Und die Energie, die ich mitgenommen habe.
Alle vier Elemente klingen noch nach. Ich konnte sie diese Woche gut in den (Ferien-)Alltag mit rüber nehmen.
Ich hoffe, auch Ihr genießt die Ferien und werdet weder von Unwetter noch Hitze geplagt. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende! Ferien-GRÜNZEUG gibt’s am Samstag!
4 Kommentare
Vielleicht muss es so sein. Wenn wir in den Wald gehen, vergessen wir regelmässig die Kammera. diese Woche sind wir im Waldbach hochgelaufen. Bis wir plötzlich an einer wunderschönen „Lagune“ ankamen, es war wunderschön. Vielleicht muss es so sein, dass man die Kamera vergisst und den Platz im herzen mitnimmt!!!???!!!
(Noch etwas, ich kann das Indianer Mandala nicht auf A4 öffnen)
herzlichen Dank und liebe grüsse anita
Liebe Caro,
auch ohne deine (wunderschönen) Fotos ist der Bericht über die Kräuterexkursion sehr beeindruckend! Du schreibst so toll, da hat man fast das Gefühl dabei gewesen zu sein :-)!Danke dafür!
Ich war am Wochenende in meiner alten Heimat Tirol auf Urlaub und hatte so gar keine Lust zum Fotografieren, die Bilder trage ich lieber im Herzen … so wie du, von deinem Ausflug nun auch.
Lg Ulli
Griaß Di!
Ich hatte eine ähnliche Erfahrung vor ca. 2 Wochen. Eine Kräuterführung hoch oben im Böhmerwald an der tschechischen Grenze. Ich wollte ja fast nicht teilnehmen (der Haushalt – Chaos, Papa alleine mit Kindern, weiter Weg,…..), aber mein Mann hat mich dann doch noch motivieren (und beruhigen 😉 können und – es war herrlich (obwohl es vormittags geregnet hat, aber auch das war magisch)! In unserem Kurs ging es übrigens in erster Linie um Bäume und nebenbei ein bißi um die böhmische Geschichte um und nach dem 2. Weltkrieg und beides beschäftigt mich noch immer sehr. Übrigens zum Thema Bäume: ein Buchtipp – ‚Die sanfte Medizin der Bäume‘ von Erwin Thoma. Könnte mir vorstellen, daß dir das gut gefällt.
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße aus OÖ
Diana
Wunderbar geschrieben, und wer was zum „Andocken“ hat, kann dem Erlebten auch ohne Bilder gut nachspüren, finde ich… Das Licht an der Quelle sehe ich vor mir… Ein schöner Ferienbeginn (der bei uns noch bis 6.7. dauert…) Lieben Gruß Ghislana