Ja, ein Familienjahr wird das, ohne Zweifel.
Zur Zeit ist zwar mein Bewegungs- und Schaffensfreiraum eingeschränkt, aber der Kopf ist frei. Pläne und Gedanken kann ich mir machen. Und so denke ich im Moment viel darüber nach, wie das hier alles funktionieren wird, über die Abläufe im Alltag, über die Struktur unserer Famile. Hier muss jeder wieder seinen Platz finden, Dinge müssen sich einspielen.
Regeln und Rituale helfen uns dabei. Denn mit sechs Leuten unter einem Dach, scheint mir, ist eine gewisse Ordnung hilfreich. Selbstverständlichkeit bei alltäglichen Situationen und immer gleiche Abläufe geben den Kindern Sicherheit und einem selbst mehr innere Ruhe. Man führt nicht mühsam immer wieder die gleichen Diskussionen. Ob jetzt die Zähne heute zu Putzen sind, wer dies oder jenes zu tun hat, wann Schlafenszeit ist.
Das habe ich begriffen und obwohl mir Pragmatismus, Organisationstalent und Konsequenz nicht in die Wiege gelegt sind, gebe ich mir Mühe, denn es macht das (Zusammen-)Leben leichter.
"Regeln", das Wort ist ein bisschen negativ besetzt, es klingt nach "streng sein"*. "Klar sein" ist vielleicht schöner gesagt. "Rituale", das hört sich schon besser an. Es soll ja eben auch so sein, dass letztendlich alles geschmeidig läuft. GERADE WENN Abläufe klar und eingespielt sind, wird der Alltag harmonischer. Wenn die "Regel" lautet, dass wir abends um eine bestimmte Zeit auf's Zimmer gehen und das "Ritual" Lesen, Singen und/oder Kuscheln beinhaltet, dann haben bestimmt alle eine gute Zeit.
*Man muss ja schliesslich auch nicht alles streng oder laut sagen, i.e. schreien… Am Besten, wie immer, wenn man mit gutem Beispiel voran geht. Oh, das klingt doch positiv.
Die Kinder haben derweil übrigens ihre eigenen Regeln.
Letztens habe ich diverse Zettelchen an der Kinderzimmertür gefunden.
Dass Pupsen verboten ist, find ich schon ziemlich hart. Andererseits, aus dem Fenster sollte sich wirklich keiner hengen, ja, das hab ich bestimmt auch schon mal gesagt.
Was haltet IHR von Regeln und Ritualen? Welche Rituale sind EUCH wichtig?
29 Kommentare
Ach wie herzig. Bei uns haengt am Kuehlschrank:
Goldin Role:
treet othrs the way you want to be treeted.
Be kind to othr’s. Wen othrs are sad. Or wen you feel bad.
Bezueglich Regeln und Ritualen: Jawoll, Routine ist gut. Streng sein halte ich an sich nicht fuer schaedlich, das heisst fuer mich eigentlich nichts anderes als konsequent sein. Ich will nicht jeden Abend diskutieren (schreiend…) ob man nun Musik ueben muss, aufraeumen muss, etc.
Meine Schwierigkeiten sind am Morgen am groessten – aus dem Haus zu kommen, und beim Kindergarten anzukommen, mit allem was die 2 Kleinen brauchen. Das klappt nie puenktlich. Vielleicht muss ich doch mal ’nen Hahn in den Huehnerstall tun, damit wir alle frueher aufwachen.
Rituale und Regeln finde ich wichtig, wobei ich nicht immer die Konsequenz in Person bin und manchmal wird es hier nicht alles so eingehalten, wie es vielleicht sein sollte.
Zu den wichtigsten Ritualen zählt bei mir das gemeinsame Essen am Tisch, da bin ich schon ziemlich streng, aber unsere Kinder kennen das nicht anders, deswegen gibt es selten Probleme.
Abends Geschichten vorlesen so wie das gesamte Abendsritual sind ebenfalls wichtig.
Und bei den Zetteln muß ich schmunzeln – würden meine Kinder schon schreiben können, würden sie wahrscheinlich das Gleiche zu Papier bringen.
Liebe Grüße
Margarete
Bei uns gibt es auch jede Menge solcher Zettelchen an der Tür,die sind v.a. für den Großen sehr wichtig (die 2 kleineren können noch nicht lesen 🙂 Rituale und auch Regeln sind für uns auch sehr wichtig, wenn ich auch manchmal zu wenig konsequent bin… Aber ich denke auch, sonst funktioniert ein Zusammenleben gar nicht, wenn jeder ständig macht was er will.
Alles Liebe, Carmen
Erstaunlich, wie Kinder das mit den Regeln selbst in die Hand nehmen WOLLEN.
Und auch ganz schön streng miteinander sind 😉
Natürlich gibt es auch bei uns gewisse Regeln, aber meistens wissen alle Familienmitglieder ganz intuitiv Bescheid, was geht und was nicht. Auch bei uns am Wichtigsten, was Margarete schreibt: Die gemeinsamen Malzeiten.
„Ellenbogen, Ellenbogen, sei doch nicht so ungezogen“ ist gerade der einzige „Merksatz“, der bei uns manchmal fällt.
Bei uns verlangt die 1.Klässlerin höchstpersönlich nach Verhaltensregeln in Schriftform.
Da hängt an der Kinderzimmertür:
„BT ANKLOPFÄN DANK“
und
„BT NECH REINKOMEN“
🙂
LG
Malen ist natürlich auch GANZ wichtig, aber ich meinte natürlich MaHlzeiten 🙂
Rituale sind bei uns ja sowieso sehr wichtig, was ich aber auch sehr faszinierend fand, war, dass Rituale wirklich gesund machen.
Als meine Kollegin mitbekam, dass ich so oft Bauchschmerzen hatte, meinte sie noch, das würde sich sicher ändern, sobald ich meine Flöhe eine Weile unterrichtet habe. Da dachte ich mir noch, das könne ich nicht ganz glauben. (Das war kurz nachdem ich an der Realschule aufgehört habe.)
Ich bin die letzten zwei Jahre so oft mit Bauchschmerzen vor meinen Schülern gestanden und mit Bauchschmerzen aus der Schule wieder nach Hause. Seitdem ich an unserer Schule bin und das mit den festen Ritualen durchführen kann,geht es mir um Längen besser!
Ich hab neulich erst gelernt, dass es wichtig für die Wirksamkeit und das Einprägen von Regeln ist, dass sie positiv formuliert werden, also das benennen, was man sich wünscht. Und nicht, was NICHT passieren soll. Also das Prinzip des „denk nicht an rosa Elefanten“ beherzigend. Statt „nicht kämpfen“ hieße das „wir sind nett zueinander“. 🙂
Ich musste jetzt auch ziemlich schmunzeln…
Vieles, von dem , was oben schon geschrieben wurde, lief bei uns auch so ab:
„Merkzettel“ während der ersten Schreibversuche, Piktogramme, für diejenigen, die noch nicht lesen konnten…
lange Listen mit Regeln nach dem Motto; was du nicht willst, das man dir tu usw.
Am längsten und besten bewährt hat sich das „Nicht-Negieren“, wie schon Anne geschieben hat.
„Halt dich gut fest“ statt, „Fall nicht runter“,
Bei Tisch z.B. „Das Getränk bleibt IM Glas“,
„wir essen MIT Werkzeug“ usw.
Ebensolche Regeln bei den unvermeidlichen Geschwister-Kämpfen (gibt es bei uns noch immer, meine sind 15, 11 1/2 und 9) „ein Code-Wort ausmachen, wenn STOP sein muss“.
Und klassisch beim Mithelfen:
„Wem etwas runterfällt, der hebt es auch wieder auf/kehrt zusammen/wischt weg“,
und für die unvermeidlichen Pflichten wie Spülmaschine ausräumen/ Kompost raustragen/Holz holen etc. gibt es bei uns immer noch die (unverwüstlichen) Magnet-Buchstaben von den F*uchtz*ergen…, und diese Anfangsbuchstaben werden den anfallenden Tätigkeiten vorangestellt und dürfen nach Erledigung weitergepinnt werden.
(Bei uns an der Spülmaschine, äußerst praktisch, so wird dann auch reihum abgewechselt!)
Und die klassischen Rituale waren lange Zeit das abendliche Vorlesen, immer noch das sonntägliche alle-in-einem-Bett-Kuscheln, täglich mindestens ein gemeinsamens Essen, und viele gemeinsame „Miteinander-Aktionen“, die sich durchs Jahr ziehen. (z.B. Holz holen, jeden Morgen im Advent ein Säckchen öffnen, Christbaum im Wald aussuchen,Krapfen backen, Ostereier suchen, uvm.
Natürlich wandeln sich die Rituale mit dem Älterwerden der Kinder; vieles aber ist wichtig, beibehalten zu werden. Mit „Pubertisten“ allerdings wird man „flexibler“, braucht man neue Regeln, neue -zusätzliche Rituale (wenn das Erste länger aufbleiben will/darf, und die „Kleinen“ eher ins Bett müssen…)…
Oh , ich merke, ich könnte noch weiter schreiben 😉
Irgendwie bin ich doch froh, dass diese durchaus anstrengende Zeit mit Kleinvolk vorbei ist; meine Lippen sind auch nicht mehr ausgefranst…
Herzliche Grüße
vom freitäglichen Ritual des gemeinsamen „Jugend-Film-guckens“ (weil man ja am Samstag länger schlafen darf!)
Kathrin
ja, rituale. aber zeit dafür haben. der takt der rituale ist entscheidend, darüber denk ich grad enorm viel nach. das innere und das äussere tempo… passt natürlich nicht immer zusammen, aber schöner wärs, es würde öfter passen – dann ist die konsequenz naheliegend, das andersmachen möglich, das ritual natürlich. oder?
Bei zwei „besonderen“ Kindern sind Regeln und Rituale unheimlich wichtig – und gut so. Wobei, sie sind bei allen Kindern wichtig. Sie geben Sicherheit, sie geben Struktur und alles andere drumherum kann sich frei entfalten, spontan sein, ausbrechen, kann einfach auf uns zukommen.
Vor unserem Umzug haben die Kinder einen Waldorfkindergarten besucht und hatten damit ihre festen, jeden Tag wiederkehrenden Mahlzeiten.
Montag gab es Knäckebrot, Dienstag Hirsebrei usw. Jetzt gibt es das im „neuen
Kindergarten“ (leider) nicht mehr, trotzdem wurde es lange eingefordert und immer noch wird so nach dem Wochentag gefragt: „Ist heute Brötchen-Tag?“ oder „Ist heute Hirse-Tag?“ Der Joghurt-Tag war/ist übrigens der beste, denn auf den folgt das Wochenende 😉
Ich merke jedenfalls, wie wichtig die Einhaltung von Regeln und Ritualen auch den Kindern ist und wie sehr sie diese einfordern. Und dass diese, wie Anne bereits geschrieben hat, positiv formuliert werden. Das gelingt im Alltag nicht immer, zugegeben…
Bei den Regeln Deiner Kinder musste ich jedenfalls sehr lachen, insbesondere bei der bildlichen Regelung des Pupsens! Das muss alles seine Richtigkeit haben, nicht wahr?
Allerliebste Grüsse und habt ein wundervolles Wochenende ♡
Nicht pupsen ist echt schwer! Die Zettel sind herrlich!
Kinder werden übrigens auch groß, wenn nicht alles perfekt geregelt ist! Keine Sorge!
Aber es hilft natürlich!
Ganz arg genossen werden von Allen die Ausnahmen: mal vor dem Fernseher essen etc!
Gros bisou
Sandra
Wow! So viele schöne Kommentare!
Das ist wirklich ein ganz wichtiger Punkt, den Du nennst! Lustigerweise hab ich das auch unlängst wieder gelesen, ich glaub, in „You are Your Childs first Teacher“, einem Lieblingsbuch.
(Insofern könnt Ihr Euch vorstellen, wie es tatsächlich in dem Zimmer zugeht :-)))
Liebe Grüße!
🙂
Das ist wahrscheinlich die wichtigste Regel! Schön!
Toll! Ich glaub das gleich. Und es freut mich sehr für Dich, dass jetzt alles gut/besser läuft!
Liebe Grüße!
Ich habe gemerkt, dass man nicht von einem Tag auf den nächsten alles umstellen kann. Babysteps 🙂
:-)))
Ja, gerade in der Waldorfpädagogik sind Rituale, immerwieder die gleichen Abläufe und Aktionen, so wichtig. Das gefällt mir richtig gut.
Ich hoffe, Ihr könnt sonst in Eurem Alltag viele solcher schönen Rituale einbauen.
Euch auch ein entspanntes Wochenende!
Für die, die noch nicht lesen können sollen die Bilder sein. Allerdings, wie unten besprochen, können die auch das NICHT nicht lesen 🙂 Wahrscheinlich geht es deshalb oft so zu da drinnen :-)))
Ja, das gemeinsame (Abend-)Essen ist mir auch sehr wichtig. Wie Du sagst, wenn man es nicht anders kennt, wird es auch (noch) nicht in Frage gestellt.
Liebe Grüße!
…zumal ja scheinbar eh alle pupsen, wenn man dem Bild glauben darf :-)))
:-)))
Hier haben wir auch kürzlich Regeln für das Zusammenleben aufgeschreiben, weil es schon recht anstrengend ist, wenn man auch nach 10 Jahren jeden Abend um die Notwendigkeit des Zähneputzens und um die Bettgehzeit diskutieren muss.
Es gab zwar Gemecker, weil primär ich die Regeln aufgestellt habe, aber nachdem der Nachwuchs auch welche für mich dazufügen durfte, konnten wir beide unterschreiben.
Jeder mensch ist anders udn jede Familie auch. Deshalb denke ich, muss es auch individuelle regeln geben, die besondere Bedürfniss evon Familienmitgleidern berücksichtigen. Auf meiner Wunschliste ganz oben stand: Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Klappe halten. Natürlich nicht so direkt formuliert, aber „Keine Geräusche mit dem Mund machen, wenn es gerade nichts zu erzählen oder zu singen gibt.“ Weil es für mich sehr anstrengend ist, wenn jeder Zentimeter des Gesprächsfreien Raums mit Lauten gefüllt wird, die nur dazu dienen, keine Stille hören zu müssen. Ich finde Stille aber wichtig und auch, sie auszuhalten, ohne es unangenehm zu finden oder das bedürfnis zu haben, sie zu übertönen.
Mein Sohn fand es wichtig, dass ich nicht ironisch bin, das mag er überhaupt nicht.
Herzlich, Katja
Ach wie süß!!! Das Pupsverbot ist einfach zu witzig:-)
Hab mich grad mal ein bißchen durch deinen Blog gelesen, gefällt mir sehr gut hier!!!
Liebste Grüße Karina
Nicht flüstern – das würde auch zu uns passen, haha!
Meine Kinder mögen keine Regeln. Das Wort allein erinnert sie schon so sehr an die Schule, wo es immer wieder neue Regeln gibt, dass sich ihnen sofort die Haare sträuben. 😉
Ich versuche das Wort nicht mehr zu nutzen, weil Regeln für mich etwas so festes haben; man muss sich an etwas halten und man sollte sie nicht brechen. – Aber ich selber halte mich nicht immer daran. Hmmm.
Wir treffen Absprachen – der Ausdruck passt für uns besser, weil er sich spontaner anfühlt. Diese Absprachen können ständig anders aussehen, je nach Tagesverfassung. Sie sind irgendwie lebendiger, flexibler. Für mich.
Rituale sind wiederum etwas sehr schönes, finde ich. Zusammen Essen, für’s Essen zu danken, abends etwas vorlesen, zum Abschied in den Arm nehmen, etc. Und dann noch die jahreszeitlichen/jahresfestlichen Rituale, auf die wir uns immer sehr freuen. 🙂
Ich wünsch euch einen ganz schönen Sonntag!
Alles Liebe,
Sarah
Pupsen sollte erlaubt sein. 😉
Meine Kinder brauchen Regeln und Rituale. Schon als Babys bestanden sie auf festen Abläufen. Es war egal, wo es Essen gab – aber es musste immer die gleiche Zeit sein. Dito schlafen. Meine Große gehört zur Kategorie: hab ich vergessen, wusste ich nicht, hab ich noch nie gesagt bekommen … Schreib es doch auf! Weswegen wir jetzt Wochenpläne haben und aufgeschriebene detailliert ausformulierte Familienregeln, die keinen Interpretationsspielraum lassen – wichtig für die Große, die alle Eventualitäten abgeklärt haben muss. Anstrengend …
Rituale sind was schönes. Das gemeinsame Essen ist uns wichtig. Inzwischen ist die Lütte alt genug, das wir das Abendessen eine Stunde nach hinten schieben konnten – das erhöht die Chance auf Essen mit Papa 🙂
Wir haben zeitlich recht feste Tagesabläufe für unser (Klein-) Kind, bestimmte Dinge liefen von Anfang an immer gleich (z.B. alles – auch Snacks und Getränke wird am Tisch eingenommen)so, dass unser Kleiner selbst nie auf die Idee käme, es anders zu machen. Mein derzeitiges Lieblingsritual sind die Zahnputzlieder, die das Zähne putzen möglichst lustig und interessant machen, so dass wir nicht jedes Mal deswegen miteinander „kämpfen“ müssen
hach, das klingt so schön….
Wir kriegen es einfach nicht hin dass es hier tägliche Rituale gibt.
Meine Große ist 3 einhalb, der kleine Bruder gerade 1 geworden.
Und mit der Großen gibt es JEDEN Morgen und JEDEN Abend Kämpfe ums umziehen, Zähneputzen, etc… Es ist so anstrengend….. 🙁
Wie schafft man dass es klappt? *seufz*